Antwort: Der Mensch auf seinem Wege zur Vervollkommnung.
Jenen Weg kann nur ein jeder für sich selbst beschreiten. In unserer Symbolsprache nennen wir das die Arbeit am rauhen Stein, der wir sind. Mit Hilfe von Symbolen (Sinnbildern) versuchen wir, das leichter zu erfassen, was an sich schwer zu fassen ist. Die Symbole begleiten, richtiger sie markieren unseren Weg zur Vervollkommnung. Lassen Sie uns unseren verstorbenen Bruder Hans O. zitieren: „Wie wir … unsere Arbeit am rauhen Stein aufzufassen haben, wie wir an unser freimaurerisches Ziel herankommen, auf welche Art und Weise, das sagen uns die Symbole‚…(die) vornehmlich aus der Maurerwelt“ (stammen).
Weiter Br. Hans O.: „Wer ein Freimaurer werden will, muss ein gewisses Verständnis für Symbole besitzen. Es muss in ihm die Fähigkeit vorhanden sein, mit Symbolen umzugehen, symbolhaft zu denken. Das ist etwa so vergleichbar: Man schafft sich nicht eine Brille an, um lesen zu lernen, sondern man muss schon vorher lesen können. Indem wir ein Symbol betrachten, es nach eigenem Empfinden völlig undogmatisch zu begreifen suchen, muss gleichzeitig eine Beeinflussung der seelischen Kräfte in uns ausgelöst werden, sodass es letztlich zu einer Änderung unserer geistigen und moralischen Einstellung kommt. Dieses ständige innere Umdenken in uns selbst soll dann folgerichtig zu einer Wirkung nach außen führen.“
Unser Ritual, unsere Symbole entstammen, wie gesagt, dem Brauchtum der Steinmetzbruderschaften, sie gehen aber auf noch viel ältere Elemente zurück, auf antike Mysterienbünde, auf die Kabbala, die Gnostiker und vor allem auf das Christentum.
Die Lehrart der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland (FO) ist auf das Christentum gegründet. Unter Christentum ist nach der Ordensregel nicht die Zusammenfassung bestimmter Glaubensartikel zu verstehen, sondern die Lehre Jesu Christi, wie sie in der Heiligen Schrift enthalten ist. Die Ordensmitglieder, so heißt es weiter, achten die religiöse Überzeugung eines jeden anderen Menschen.
Daraus folgt: Der auf das Christentum gegründete Freimaurerorden vereinigt Brüder, gleich welcher christlichen Glaubenszugehörigkeit, auch Geistliche, mit Brüdern, die sich von den Kirchen abgewandt haben, solange jene sich dem Leben nach der Ordensregel zu verpflichten vermögen.
Im Jahre 1717 hatten vier Logen in London die erste Großloge gebildet und den Pfarrer James Anderson beauftragt, ihre Grundregeln zusammenzufassen. Das geschah in den „Alten Pflichten“ von 1723; sie wurden zur Grundlage der Arbeit der Freimaurerei auf der ganzen Welt.
Es gibt rund sechs Millionen Freimaurer. Zwei Drittel von ihnen leben und arbeiten in den Vereinigten Staaten von Amerika, deren Verfassung viele Freimaurer zu Vätern hat. In der Bundesrepublik Deutschland, wo die Zeit des Nationalsozialismus und (in den neuen Bundesländern) die des kommunistischen Regimes die Freimaurerlogen vernichtet bzw. nicht wieder zugelassen hat, gibt es etwa 15.000 Freimaurer. Gut ein Drittel davon gehört den sogenannten „altpreußischen“ Logen christlich-orientierter Lehrarten an, der Großen Landesloge und der Großen Nationalen Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“. Die Mehrzahl ist vereinigt in der Großloge der Alten, Freien und Angenommenen Maurer (AFAM), deren Mitglieder nicht auf das Christentum verpflichtet sind, was nicht heißt, dass dort Christen nicht Mitglieder seien oder sein könnten.
Die Große Nationale Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ wurde 1740 unter König Friedrich II. gegründet, die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland 1770. Die geistigen Quellen der Lehrart jenes Ordens, über den wir berichteten, liegen im protestantischen Skandinavien.