Und die Frauen?

Politik ist Gesellschaftspolitik. Und die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft ist heute erfreulicherweise der des 19. Jahrhunderts überhaupt nicht vergleichbar. So kann es nicht ausbleiben, dass die Frage nach den Freimaurern und ihren Frauen oder den Frauen überhaupt, die schon immer gestellt worden sein wird, ein ganz anderes Gewicht bekommen hat, Es sollte deshalb auch nicht überraschen, dass in den Logen dieses Thema immer häufiger besprochen wird.

Das geschieht nicht zuletzt deshalb, weil wir als Brüder recht häufig mit unseren Damen, die wir Schwestern nennen, zu Vorträgen, Clubabenden oder in anderem gesellschaftlichen Rahmen zusammenkommen. Und dabei werden uns dann viele Fragen gestellt. Manchmal will auch eine Schwester wissen, warum eigentlich Frauen nicht an unseren Arbeiten teilnehmen können. Selbstverständlicherweise wissen wir, dass unsere Frauen nicht weniger gebildet und vorbereitet sind, einen geistigen Prozess an sich zu vollziehen, wie wir es tun. Und haben wir nicht vor der Aufnahme eines Mannes auch wissen wollen, ob seine Frau oder seine Lebensgefährtin Verständnis dafür aufbringt, dass er Freimaurer wird?

Wir wollen keineswegs nur erreichen, dass jene Frau die Freimaurerschaft des Mannes toleriert; es liegt uns sehr daran, dass sie ihm bei seinem freimaurerischen Weg, den er ja nur ganz allein gehen kann, durch ihre verständnisvolle Liebe hilft. Deshalb kann es auch nicht mehr gut sein, dass ein Freimaurer seiner Frau gar nichts über das berichtet, was er an sich selbst erlebt. Schwierig ist das schon, weil es uns nicht erlaubt ist, das was im Tempel rituell geschieht, einem Außenstehenden mitzuteilen. Doch das eigene Erleben, wenn es denn Bedeutung hat, muss der vertrauten Frau gegenüber vermittelbar sein. Wie das geschieht, kann nur ein jeder Bruder in seiner Beziehung zu der Partnerin selbst entscheiden. Abschotten sollte er sich auf keinen Fall!

Weil die Logen in der Tradition von Dombauhütten gewachsen sind, kann es nicht erstaunen, dass es hier um einen Männerbund geht. Das soll auch so bleiben — sagen wir.

Dann müssen wir aber auch Verständnis dafür aufbringen, wenn Frauen sich in Logen verbinden, in Frauenlogen, von denen es schon einzelne gibt, auch in Deutschland. Auch gibt es hier in Deutschland eine Frauenvereinigung in der Nähe der Freimaurerei. Sie gründet sich auf den amerikanischen Orden vom Eastern Star, der kein Freimaurer-Orden ist, dem aber Frauen von Freimaurern angehören und die wegen der dort vermittelten Inhalte eine besondere Nähe zu den maurerischen Aktivitäten ihrer Männer finden mögen.

„Gemischte“ Logen kann es für uns indessen nicht geben. Dafür sind gewiss eine Reihe von Gründen zu hören; mir will dieser am wichtigsten erscheinen: Trotz der gewachsenen Gleichheit der Geschlechter in unserer Gesellschaft erwächst doch glücklicherweise auch weiterhin eine spürbare und wohltuende Spannung aus der Unterschiedlichkeit, die den geistigen Entwicklungsprozess des Freimaurers behindern könnte, wenn Frauen anwesend sind. Das ist nicht den Frauen zuzuschreiben, sondern der Tatsache, dass der Mann sich unter solchen Umständen nur schwer selbst zu neutralisieren vermag, um es einmal vorsichtig auszudrücken.

Die Freimaurerei ist Teil der menschlichen Gesellschaft. Sie spürt jede ändernde Tendenz vor allem deshalb, weil das Toleranzgebot sie hörend und sehend offen sein lässt. Die Freimaurerei hat in den vergangenen drei Jahrhunderten Entscheidendes für die menschliche Gesellschaft bewirkt (siehe Lohmann, a.a.0.). Ob sie weiterhin und erneut verstärkt Impulse der Menschlichkeit und der Nächstenliebe in die Gesellschaft zu tragen vermag, hängt ganz entscheidend davon ab, ob sie auch zur Kommunikation mit den Menschen fähig ist, die keine Freimaurer sind.

Zugegeben, da haben wir etwas nachzuholen!

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